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Exponat aus Leipzigs Zwangsarbeiter-Gedenkstätte in Dresdner Ausstellung “Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet”

Leipzig/Dresden, 10. Dezember 2012. Ein originales Blutdruckmessgerät der Leipziger Ärztin Dr. Margarete Blank gehört zu den Exponaten der am Montag – dem Internationalen Tag der Menschenrechte – in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden eröffneten Ausstellung “Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet – Politische Justiz in Dresden 1933-1945 / 1945-1957”. Zu den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung gehörte Petra Lau, Vorstandsmitglied des Leipziger Fördervereins “Dr. Margarete Blank”, aus dessen musealen Beständen das medizinische Instrument  kommt. Sie wies darauf hin, dass dieser Leihgabe aus Leipzig ein würdiger Platz in der mehr als 700 Fotos, Zeichnungen, Dokumente, Grafiken, und Gegenständen umfassenden Exposition von den Ausstellungsmachern zugemessen worden ist. Es würden mit Hilfe zusätzlicher  museumsdidaktischer Unterstützung weitere eindrucksvolle Einsichten über das Leben und Wirken der jungen Ärztin vermittelt.

Dr, Margarete Blank war im Jahr 1919 aus ihrer Heimatstadt Kiew nach Leipzig gekommen. Sie studierte dort von 1921 bis 1927 Medizin. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums und einer Tätigkeit als Medizinalpraktikantin in der Chirugischen Klinik der Universität Leipzig promovierte sie im Jahr 1932 bei dem prominenten Wissenschaftler Henry E. Sigerist über ein medizinhistorisches Thema. Später ließ sie sich in Panitzsch unweit der Stadt Leipzig mit einer eigenen Praxis nieder. Sie versorgte neben kranken Panitzscher und Leipziger Bürgern auch unter dem Nazi-Regime besonders leidende Menschen. Zu diesen Patienten zählten Zwangsarbeiter. Gegen Ende des Krieges wurde sie von einem Oberstabsarzt der Wehrmacht, dessen kranke Kinder sie erfolgreich medizinisch versorgte, bei den Nazi-Behörden denunziert. Sie hatte gegenüber dessen Ehefrau Zweifel am “Endsieg” geäußert. Unter der Behauptung, eine “bolschewistische Spionin und Agentin” zu sein, wurde Margarete Blank von der Leipziger Geheimen Staatspolizei (Gestapo) am 14. Juli 1944 verhaftet, verhört und später nach Dresden abtransportiert. Dort wurde die gefangene Ärztin der Wehrkraftzersetzung vor dem aus Berlin angereisten 6. Senat des Volksgerichtshofes im Dresdner Landgericht am Münchner Platz angeklagt und schließlich zum Tode verurteilt. Der Schluss-Satz in dem Abschiedsbrief der Todgeweihten, die sich stets zu unerschütterlicher strenger Wahrheitsliebe bekannt hatte, lautete:”Auf eine sonnigere Zukunft für die Überlebenden !” Am 8. Februar 1945 wurde das Urteil im Landgericht Dresden mit dem Fallbeil vollstreckt. Die mutige Leipziger Ärztin gehörte zu den letzten Mordopfern an dieser Hinrichtungsstätte, da deren Funktions-Mechanismus wenige Tage später durch die schweren allierten Bombardements auf die Elbestadt weitgehend zerstört wurde. 

Das Erbe von Dr. Margarete Blank wird von dem nach ihr benannten, in Leipzig ansässigen Förderverein bewahrt und gepflegt. Im vergangenen Jahr beging die Vereinigung, die ihre Erinnerungsarbeit vor allem in und um Leipzig leistet, ihr zehnjähriges Bestehen. Sie wirkt an zwei Standorten. Einerseits ist dies das Wohnhaus der engagierten Ärztin Margarete Blank in Panitzsch, jetzt ein Ortsteil von Borsdorf. Andererseits handelt es sich um originale Bausubstanz der HASAG AG, die zu Nazi-Zeiten einer der größten deutschen Rüstungskonzerne war und massenweise Zwangsarbeiter zur Produktion von Waffen ausbeutete. Heute beherbergt das Gebäude die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, die dort eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit in all ihren damaligen Schattierungen präsentiert. Diese Erinnerungsstätte ist integriert in das Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) der Helmholtz-Gesellschaft.

Den Förderverein “Dr. Margarete Blank” in geeigneter Weise zu unterstützen und zu stärken, ist Teil des Wahlprogramms des OBM-Kandidaten Matthias Günkel. Er ist selbst Vereinsmitglied und war fast ein Jahr lang in der Leipziger Zwangsarbeiter-Gedenkstätte als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.  ++ (mr/mgn/10.12.12 – 042)

Weitere Informationen: tel. 0176 / 25 64 26 95, e-mail: 133mgn@gmail.com, http://www.obleipzigguenkel.wordpress.com